Wer den Innenhof von Shanti betritt, wird sofort angezogen von dem größten Geschenk, das Herings unserem Zentrum gemacht haben: Über fünf Stufen sprudelt Trinkwasser in ein großes, rundes Becken. Für uns hier in Deutschland ist es kaum vorstellbar, welch ein Segen dieses aufbereitete Wasser ist. In dem bettelarmen Nepal jedoch ist Trinkwasser ein kostbares Gut. Nur reiche Menschen können es sich leisten. So kommt es jedes Jahr aufgrund des verseuchten Wassers bei den Armen zu so gefährlichen Krankheiten wie Typhus und Cholera. Um sicher zu gehen, dass das Wasser wirklich ganz keimfrei ist, lassen wir es vorsichtshalber noch einmal durch einen Nanofilter laufen. Der Brunnen mit seiner schön gestalteten Schöpfstelle schenkt nicht allein der Shanti-Familie mit ihren inzwischen ca. 1.000 Mitgliedern Trinkwasser. Auch die Armen aus der Nachbarschaft, vor allem auch aus dem benachbarten Slum haben Zugang zu dieser Wasserquelle, und sie nehmen ihren Tagesbedarf in Kanistern mit. So ermöglicht der Brunnen an jedem einzelnen Tag vielen der allerärmsten Menschen in Kathmandu das Überleben. Große Kanister mit dem Trinkwasser füllen wir auch ab, wenn wir jeden Mittag zur Bettlerspeisung an den Tempel fahren, und auch die Armenküche braucht das Wasser für die Zubereitung von täglich ca. 1.200 warmen Mahlzeiten – für Bedürftige außerhalb Shantis, für unsere gut 220 Schulkinder, unsere Kinder mit schweren Behinderungen, unsere Alten.
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Das Erdbeben vor gut zwei Jahren hat das ohnehin schon bitterarme Land in noch tieferes Elend gestürzt. Mehr als 500.000 Häuser wurden zerstört. Wir von Shanti bemühen uns, wenigstens den BewohnerInnen von drei Dörfern im Epizentrum des Bebens wieder ein Dach über dem Kopf schaffen. ...
Unsere Welt erscheint so oft durch Kälte und Egoismus geprägt. Da tut es einfach gut, sich immer wieder zu vergegenwärtigen: es gibt Menschen, die lassen sich nicht bestimmen durch egoistisches Gewinnstreben, sondern die versuchen, mit ihren Möglichkeiten Weitherzigkeit und Großzügigkeit zu leben und zu verbreiten.
Die Firma Hering wird nun 125 Jahre alt. Damit ist sie genau fünfmal so alt wie Shanti: Seit 25 Jahren versucht Shanti, den Ausgestoßenen der nepalesischen Gesellschaft, den Witwen, den Menschen mit schweren Behinderungen, den verstoßenen Kindern ein bergendes Zuhause zu schaffen. ...
Dafür sind wir tief dankbar und wünschen ihnen, ihrer großen Familie und ihrer Firma weiter von Herzen den Segen Gottes.
Marianne Grosspietsch"