Die Zeit ist das kostbarste Gut. Das besagt ein jüdisches Sprichwort. Umso schöner ist es dann doch, Zeit zu verschenken. Um andere glücklich zu machen.
Das ist das Ziel von „ZeitPaten“, einem Projekt des Bezirksverbandes der Siegerländer Frauenhilfen e.V. Worum es sich dabei handelt, lesen Sie im nachfolgenden Interview mit den drei Initiatorinnen Marianne Müller, Erika Denker und Erika Spreckelmeyer.
An wen richtet sich das Projekt?
Das Projekt richtet sich an Kinder, denen im Leben einfach Erwachsene fehlen, die ihrem Bedürfnis an Aufmerksamkeit, Geborgenheit, Unterstützung und Orientierung gerecht werden. Dies kann ganz verschiedene Gründe haben, beispielsweise sind beide Eltern berufstätig oder sie wachsen in einer Großfamilie auf, in der sich die Aufmerksamkeit auf viele Köpfe verteilt.
Was genau sind Zeitpaten?
Das sind ehrenamtliche Männer und Frauen, die sich jeweils einem Kind annehmen und es regelmäßig betreuen. Als „erwachsene Freunde“ schenken sie dem Kind ihre ungeteilte Aufmerksamkeit, unternehmen gemeinsam etwas, stehen mit Rat und Tat zur Seite.
Wie viele Patenschaften gibt es?
Aktuell gibt es 40 Patenschaften. Da haben wir zum Beispiel den achtjährigen Janis und seinen Zeitpaten Timo, die seit eineinhalb Jahren zusammen unterwegs sind und viele tolle Dinge unternehmen, wie Fußballstadion oder Abenteuerspielplatz. Oder auch Marlene und ihre Zeitpatin Anne, die sich seit gut drei Jahren als Enkelkind und Oma verstehen.
Und wie werden Zeitpaten und Patenkinder zusammengebracht?
Darum kümmert sich unsere Koordinatorin Marianne Müller. An sie wenden sich Eltern, die sich eine Patenschaft für ihr Kind wünschen. Aber auch die Zeitpaten und solche, die es werden wollen, nehmen mit ihr Kontakt auf. Marianne Müller bildet dann die sog. „Tandems“. Keinesfalls willkürlich, sondern viel mehr werden die Wünsche und Vorstellungen der Eltern und Paten erfragt. Dann wird solange gesucht, bis die Chemie stimmt. Das merkt man relativ schnell in Kennenlern-Gesprächen.
Ein Tandem hat sich gefunden – was passiert dann?
Natürlich werden die Patenschaften auch weiter begleitet. Quartalsweise finden für die Zeitpaten Supervisionen statt und darüber hinaus gibt es auch regelmäßige Fortbildungen. Es gibt übrigens auch einen Austausch unter den Zeitpaten, beispielsweise im Rahmen eines gemeinsamen Kaffeetrinkens. Das Highlight schlechthin ist der Abenteuertag, der einmal im Jahr stattfindet. Hier können alle Tandems teilnehmen.
Wie finanziert sich das Projekt?
Unsere Arbeit wäre nichts ohne die zahlreichen Unterstützer. Die Hering Unternehmensgruppe engagiert sich seit Projektbeginn beispielsweise mit organisatorischer Unterstützungsarbeit. Frau Hering als Schirmherrin plant jährlich den Abenteuertag für Zeitpaten und Kinder. Am 20. Mai waren wir alle in die Wisent-Wildnis eingeladen und anlässlich des Jubiläums spendet Hering 2017 einen Beitrag von 2.000,00 €.
Und zu guter Letzt die wohl wichtigste Frage: Wer kann sich als Zeitpate bewerben?
Ganz einfach: Gesucht werden immer engagierte Menschen, die Freude daran haben, einem Kind ihre Zeit zu schenken – möglichst regelmäßig, zwei bis drei Stunden in der Woche und das auf längere Sicht. Aktuell stehen 21 Kinder auf der Warteliste, für die noch die passenden Zeitpaten gesucht werden. Mitmachen kann, wer bereit ist, eine außergewöhnliche Freundschaft zu pflegen.
Nähere Informationen erteilt Marianne Müller telefonisch unter 02737 59 24 96 oder E-Mail unter info@. zeitpaten.de